Wir haben Admir Hadzic getroffen, die als leitende Chemikerin bei Brightplus Oy arbeitet. Brightplus ist ein finnisches Unternehmen, das innovative biobasierte Materialien herstellt und das sich auf die Planung und die Entwicklung von industriellen Biomaterialien und neuen funktionellen Biopolymeren spezialisiert hat. Mit biobasierten Kunststoffen, die aus diesen Biopolymeren hergestellt werden, lassen sich künftig zunehmend Kunststoffe auf fossiler Basis ersetzen.

Wir haben Admir Hadzic zu biobasierten Kunststoffen, deren Herstellung, Eigenschaften und Zukunftsaussichten interviewt.

Was sind biobasierte Kunststoffe?

Biobasierte Kunststoffe sind Kunststoffe, die entweder ganz oder teilweise aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt werden. Dies sind beispielsweise Rohstoffe pflanzlichen Ursprungs, wie Stärke oder Zellulose. Andere Bezeichnungen für biobasierte Kunststoffe sind Biokunststoffe oder erneuerbare Kunststoffe. Wichtig ist jedoch, dass biobasiert nicht automatisch biologisch abbaubar bedeutet, biobasierte Kunststoffe können sowohl biologisch abbaubar als auch nicht biologisch abbaubar sein.

Herstellung und Eigenschaften von Biomaterialien

Hadzic berichtet, dass Brighplus unter anderem Polylactid (PLA) auf Milchsäurebasis als eins der Rohmaterialien für die Biokunststoffe verwendet. Polylactid und viele weitere Biokunststoffe werden beispielsweise aus Zuckerrohr hergestellt, sie lassen sich jedoch zunehmend auch aus unterschiedlichen industriellen Nebenströmen herstellen. Als Vorreiter in der Entwicklung von Biomaterialien hat Brightplus sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele bis dato ungenutzte Materialströme der Industrie und Landwirtschaft zu nutzen.

Das Unternehmen schafft funktionelle Biokunststoffe, indem es verschiedene Monomere und Polymere miteinander vernetzt. Der Vorteil dieser Methode liegt darin, dass die Eigenschaften von Biokunststoffen in die gewünschte Richtung bearbeitet werden können. Durch die Reaktion der von Brightplus patentierten Silikatpolymere mit Biopolymeren können Biokunststoffe beispielsweise eine höhere UV- oder Temperaturbeständigkeit erzielen.

Monomere sind kleine Moleküle, die die Fähigkeit besitzen, sich chemisch mit anderen Molekülen zu verbinden. Eine Kette von aneinandergebundenen Monomeren nennt man Polymer. Diese Polymere kommen in der Natur vor, sie lassen sich jedoch auch chemisch herstellen. Ein Großteil der Polymere sind organisch, das heißt, dass sie um eine Kohlenstoffkette mit angehängten organischen Seitengruppen aufgebaut sind. Es können unterschiedliche Eigenschaften erzielt werden, indem die Länge der Polymerkette oder die ihrer Seitengruppen chemisch verändert werden. Polymere und Biokunststoffe, denen Polymere hinzugefügt wurden, können weicher oder härter, flexibler oder steifer sowie beständiger gegenüber mechanischer Abnutzung und Chemikalien gemacht werden.

Aus Biokunststoffen hergestellte Produkte

Aus Biokunststoffen kann ein gleichartiges warmumformbares Kunststoffgranulat hergestellt werden wie auch aus Kunststoffen auf fossiler Basis. Zu den Verarbeitungsmethoden des Granulats gehören beispielsweise Strangpressen und Spritzguss. Brightplus hat aus den eigens entwickelten funktionellen Biokunststoffen Produkte hergestellt, die eine Vielzahl von Produktanforderungen erfüllen. Als Beispiele können aus Biokunststoffen hergestellte Schlitten für Kinder und verschiedene Verpackungen erwähnt werden. Hadzic arbeitet derzeit an der Entwicklung von Biokunststoffflaschen, die sich unter anderem für Anwendungen in der Kosmetikindustrie eignen.

Die für muovia.com wichtigsten Kunststoffmaterialien sind Acryl und andere klare Kunststoffe, die wir meist in Platten verkaufen. Vollständig glasklare Biokunststoffe stellen laut Hadzic noch eine Herausforderung dar. Sie haben bereits Platten aus Biokunststoffen hergestellt, die bearbeitet werden können, aber sie erfordern noch zusätzliche Produktentwicklung. Brightplus bemüht sich kontinuierlich, anhand von Chemie- und Materialkenntnissen die Eigenschaften von Biokunststoffen zu verbessern, damit Kunststoffe auf fossiler Basis ersetzt werden können. Admir Hadzic geht davon aus, dass es bereits in naher Zukunft beispielsweise bei der Entwicklung der mechanischen Widerstandsfähigkeit von Biokunststoffen große Fortschritte geben wird. Vorläufig sind Biokunststoffe teurer als Kunststoffe auf fossiler Basis, dank des technischen Fortschritts werden sich die Preise jedoch angleichen.

Wir danken Admir Hadzic und Brightplus für das aufschlussreiche Gespräch und verfolgen die Entwicklung der Biokunststoffe mit Begeisterung.

Quellen: Muovipoli